Die erste Frage in der Beratung: Wanderschuhe oder Turnschuhe?

Wenn Sie Beratung zur Frage suchen, ob Wanderschuhe zum Wandern notwendig sind oder ob nicht auch Turnschuhe reichen, sollten Sie sich zuerst über ein paar Aspekte klarwerden. Welcher Art sind Ihre Wanderungen? Umfang, Geländeart und auch die bevorzugte Jahreszeit sind wichtige Randbedingungen, die die Auswahl der richtigen Schuhe mitbestimmen.

Wandern oder Spazierengehen

Der Deutsche Wanderverband beschreibt Wandern als Gehen in der Landschaft mit einer Dauer von mehr als einer Stunde. Wenn Sie jetzt sagen, das schaffen Sie ja schon mit der morgendlichen Gassirunde für den Hund, dann haben Sie sicher recht, dass das noch kein ausreichendes Merkmal für eine Wanderung ist. Eine Wanderung wird es dann, wenn Sie planen. Sie machen sich Gedanken über die Route, Proviant, passende Kleidung und natürlich über das richtige Schuhwerk. Einen gemütlichen Spaziergang können Sie mit bequemen Turnschuhen absolvieren, auch wenn Wanderschuhe selbst hier die komfortablere Lösung darstellen. Aber eine Wanderung, die vielleicht noch durch unwegsames Gelände führt, sollten Sie mit Wanderschuhen antreten, zu denen hier eine ausführliche Beratung angeboten wird.

Auf diese wichtigen Merkmale von Wanderschuhen sollten Sie achten

Eine gute Beratung zu Wanderschuhen startet mit einer Aufzählung der wichtigsten Qualitätskriterien und Produktmerkmale:

• Komfort und Sicherheit: Wanderschuhe sollen bequem sein, den Fuß stützen und dem Knöchel Halt bieten. Sie schützen vor Umknicken und Ausrutschen.
• Funktionale Materialien: Atmungsaktive und wasserabweisende Materialien sorgen dafür, dass Ihre Füße bei nassem Wetter und Untergrund trocken bleiben und außerdem weniger schwitzen.
• Verarbeitung: Wanderschuhe müssen robust sein. Nähte und Materialien müssen gewisse Belastungen aushalten und langlebig sein. Turnschuhe machen hier deutlich weniger mit.
• Die Sohle: Ein Kernelement des Wanderschuhs ist die Sohle, die ergonomisch auf den Fuß abgestimmt ist. Stützelemente, Dämpfung und rutschfestes Profil werden hier festgelegt.

Wanderschuh-Beratung anhand von Wander-Kategorien

Je nach Art und Umfang Ihrer Wanderabenteuer bieten sich in der ausführlichen Beratung unterschiedliche Wanderschuhe an. Hier ein kurzer Überblick, wobei der Fokus innerhalb dieser Beratung auf die Wanderschuhe für die ersten drei Kategorien liegt:

1. Für kürzere und flachere Wanderungen mit leichtem Gepäck auf gut befestigten Wegen eignen sich Multifunktions- oder Hikingschuhe, die sich durch eine flexible Sohle und wenig Dämpfung auszeichnen.
2. Für längere Tagestouren mit mittelschwerem Gepäck, die Sie über überwiegend befestigte Wege in etwas hügeligem Terrain führen, empfehlen sich leichte Wanderschuhe mit etwas mehr Höhe, jedoch ohne festen Knöchelschutz. Die Sohle sollte zwar verwindbar, aber dennoch relativ steif und dick sein.
3. Bei mehrtägigen Wanderungen mit großem Rucksack, die zudem durch bergiges und zum Teil unwegsames Gelände führen, kommen bevorzugt klassische Wanderstiefel mit hoher Schnürung, stabilem Schaft und festerer Sohle zum Einsatz. Sie können auch mit Leichtsteigeisen verwendet werden.
4. Profis bewegen sich in unwegsamem und steilem Gelände oder absolvieren alpine Touren bis hin zum Extrembergsteigen und Eisklettern. Hier braucht es extreme Robustheit, hohe Schnürungen und meist Verstärkungen. Je anspruchsvoller die Touren, desto weniger Abrollen sollte die Sohle zulassen. Steigeisen verschiedener Ausprägung werden mit diesen Schuhen kombiniert.

Aus welchem Materialien werden Wanderschuhe hergestellt?

Wichtig bei Wanderschuhen sind das Obermaterial und das Innenfutter. Die verschiedenen Hersteller setzen hier vermehrt auf synthetische Materialen und Gore-Tex-Membranen, auch wenn Leder durchaus noch eine Rolle spielt. Rauleder ist beispielsweise sehr stabil und langlebig, so dass es gern für alpine Bergstiefel verwendet wird. Es ist allerdings auch schwer, nicht ganz so luftdurchlässig und unflexibel. Nubukleder hat hier Vorteile. Allerdings haben beide Ledersorten den Nachteil, dass sie sehr pflegeintensiv sind, um dauerhafte Wasserdichtigkeit zu gewährleisten. Darüber hinaus trocknet Leder sehr schlecht, was sich bei einer verregneten Mehrtagestour als echtes Problem herausstellen kann.

Hier kommen die pflegeleichten synthetischen Materialien ins Spiel. Nylonfasern wie Mesh oder Cordura sind sehr flexibel, atmungsaktiv, leicht und wasserabweisend. Nachteilig wirkt sich bei diesen Materialien lediglich aus, dass sie etwas schneller verschleißen. Weit verbreitet sind außerdem Gore-Tex Membranen, die zwischen Obermaterial und Innenfutter eingearbeitet werden und sowohl ein Eindringen von Wind als auch von Wasser in die Schuhe verhindern. Die Regulierung der Körperwärme ist bei Gore-Tex jedoch nicht optimal, so dass Sie etwas mehr in Ihren Wanderschuhen schwitzen müssen.

Wanderschuhe mit rutschfesten Sohlen

Die Sohle eines Wanderschuhs wird in Zwischensohle und Laufsohle unterteilt. Erstere ist für die Dämpfung und den Gehkomfort zuständig, zweitere verschafft Ihnen Halt und Rutschfestigkeit und sorgt damit für Sicherheit beim Wandern.

• Die Zwischensohle besteht meist aus Polyurethan (PU) oder Ethylenvinylacetat (EVA). PU dämpft stärker, ist aber nicht ganz so langlebig und ist daher eher für Einsteigermodelle geeignet. EVA ist deutlich robuster, hat aber eine geringere Dämpfung.
• Laufsohlen sind häufig aus einer Kautschuk- (Gummi) und Karbonmischung hergestellt. Ein höherer Gummianteil macht die Sohle rutschfester und griffiger, andersherum macht ein höherer Anteil an Karbon die Sohle robuster und abriebfester.
• Wichtig ist auch die Profilierung. Je schwieriger das Gelände wird, desto tiefer sollte das Profil sein. Schauen Sie auch auf die Kantenstabilität, wenn Sie Wanderschuhe für anspruchsvollere Klettertouren suchen.

Auf welche Technologien setzen unsere Hersteller?

• CMP verwendet bei seinen Wanderschuhen sowohl Obermaterialien aus Leder als auch aus Synthetik, hier bevorzugt Polyester Mesh. Auch beim Laufsohlenmaterial werden Modelle sowohl mit PU als auch mit EVA angeboten. Die Gummisohlen mit FullOn GRIP-Technologie sorgen für sicheren Halt.
• Salomon setzt für seine Hiking- und Trailrunning-Schuhe hauptsächlich auf synthetische Materialien. Die Sohlen mit der hauseigenen Contragrip-Technologie stehen für absolute Rutschfestigkeit.

Im Zuge einer ausführlichen Beratung ist für jeden Bedarf der richtige Wanderschuh zu finden.

So kaufen Sie die passende Größe ein und testen Ihre Wanderschuhe richtig

Größe und Passform sind wichtig. Männer-Wanderschuhe sind typischerweise breiter, Damenschuhe entsprechend schlanker geschnitten. Es ist durchaus empfehlenswert, Wanderschuhe eine halbe oder eine ganze Größe über Ihrer normalen Größe zu kaufen.

Wanderschuhe sollten vor dem Kauf getestet werden. Dazu gehören folgende Punkte:

• Am besten probieren Sie im Laden mehrere Modelle an, auch wenn das erste schon optimal zu passen scheint.
• Nachmittags ist die beste Zeit zur Anprobe. Dann sind die Füße eher etwas geschwollen. Im Zuge einer Beratung können Sie sich auch dicke Probiersocken zu den Wanderschuhen anziehen.
• Nach dem Schnüren sollen sich die Wanderschuhe eng anfühlen, aber nicht unangenehm oder sogar schmerzhaft.
• Achten Sie auf guten Sitz und Halt, aber auch darauf, dass sich der Schuh nicht zu steif anfühlt.
• Der Wanderschuh darf weder an der Ferse noch anderswo scheuern. Bergrunter sollen die Zehen nicht anstoßen und bergauf braucht es einen festen Halt an der Ferse.

Wanderschuhe müssen eingelaufen werden

Bevor Sie direkt mit einer Mehrtagestour starten, müssen Sie die Wanderschuhe einlaufen. Dazu tragen Sie sie auch im Alltag und gehen zunächst kleinere Wanderungen an. Lassen Sie sich nicht davon blenden, dass die Wanderschuhe bei der Anprobe wie angegossen saßen. Denken Sie auch über Wandersocken und Wanderstöcke nach.

Wanderschuhe richtig pflegen

Die folgenden Pflegetipps gelten hauptsächlich für Wanderschuhe mit ledernem Obermaterial. Synthetik-Schuhe sind deutlich pflegeleichter. Es ist sinnvoll, Wanderschuhe so oft wie möglich zu pflegen, am besten nach jeder Wanderung, mindestens aber einmal pro Saison.

• Reinigen: Wenn Sie die Schnürsenkel abnehmen, wird die Reinigung einfacher. Eine Wurzelbürste entfernt außen sowie im Profil den groben Schmutz. Danach können Staub oder gar Salzrückstände von Küstenwanderungen mittels eines feuchten Lappens abgewischt werden.
• Trocknen: Stellen Sie die Wanderschuhe in eine trockene Zimmerecke. Halten Sie dabei Abstand von Heizungen, damit das Material nicht brüchig oder spröde wird.
• Imprägnieren: Für Lederschuhe empfiehlt sich ein spezielles Wachs, welches Sie mit einem Tuch einreiben können. Dazu müssen die Schuhe ganz trocken sein. Bei Schuhen aus Synthetikmaterial reichen in der Regel Impägniersprays. Sie dringen weniger tief ein und erhalten die Atmungsaktivität. (Hinweis: Pflegemittel auf Wasserbasis sind umweltfreundlich und funktionieren auch schon bei nassen Oberflächen. Auf Pflegefette sollten Sie verzichten, weil Leder dadurch an Stützkraft verliert.)
• Lagern: Wenn vor der nächsten Wanderung eine längere Pause ansteht, bereiten Sie die Wanderschuhe mit einem Schuhspanner aus Zedernholz zur Lagerung vor. An einem trockenen und luftigen Lagerort wird kein Schimmel auftreten.

Neue Wanderschuhe kaufen oder neu besohlen lassen?

Ist der Wanderschuh auch noch so robust und noch so langlebig, so bleiben die Sohlen aufgrund ihrer Beanspruchung doch Verschleißteile. Dies macht sich in einer Abnutzung des Profils oder in einem Ablösen der Lauf- von der Zwischensohle bemerkbar, weil letztere porös wird und sich auflöst. Die Frage, ob sich eine Neubesohlung lohnt, ist meist davon abhängig, von welcher Qualität der Schuh ist. Grob gesagt lässt sich festhalten, dass es sich bei hochwertigen Schuhen lohnt, lebensverlängernde Reparaturen durchzuführen. Viele Hersteller hochwertiger Wanderschuhe verwenden Produktionstechniken, die eine Neubesohlung möglich machen und bieten entsprechende Services an. Ein Wanderschuh, der in der Anschaffung mehrere hundert Euro gekostet hat, lässt sich für knapp hundert Euro wieder in einen brauchbaren Zustand versetzen, mit dem Sie wieder mehrere hundert Kilometer über Stock und Stein wandern können.

Gehen Sie mit den passenden Wanderschuhen aus der Beratung

Mit den richtigen Wanderschuhen macht jede Wanderung doppelt so viel Spaß. Für die meisten Touren, auch über ein paar Tage und mit etwas Gepäck, sind leichte Wanderschuhe mit etwas mehr Höhe gute Allrounder zum Einstieg ins Wandererleben. Ein bisschen mehr Knöchelschutz für anspruchsvollere Wanderungen schadet nicht. Genießen Sie auf Ihren Trips die Landschaft und die Natur und investieren Sie in Schuhwerk, welches Ihnen nicht mit Blasen und schmerzenden Füßen diesen Genuss verdirbt.